Wie schon im 1. Teil angedeutet, musste ich meine erste sehr beängstigende Erfahrung, was das Trampen anbelangt, machen.
Ian nahm mich an meinem letzten Morgen mit zum Markt und ich half ihm noch beim Salat verkaufen. Danach bastelte ich mir ein Schild mit der Aufschrift „South“ um mein doch sehr konkretes Ziel klar zu definieren. Ich teilte mir die Straße mit einer alten Frau, die ebenfalls eine Mitfahrgelegenheit suchte. Diese verschwand allerdings nach ca. 30 Minuten. Nach weiteren 30 Minuten hielt ein Auto, weitaus abgewrackter als das erste Auto, das mich von Auckland mitnahm. Drin saßen 2 Typen, der eine gebaut und bunt, wie der tätoowierte Riesenjäger aus Teil 1 und der andere eher dürr, aber dafür nicht weniger vollgemalt. Nicht unbedingt Menschen, die wie Engel aussahen und hier beging ich einen folgeschweren Fehler… Ich schob mein Bauchgefühl bei Seite und stieg ein.
Wir fuhren los, begannen an zu reden. Sie gaben mir eine Dose Whiskey Cola, damit ich nicht verduste. War ja auch schon 11 Uhr morgens. Als sie mir die 2. anboten, lehnte ich ab. Ohne Erfolg. Ich musste trinken. Ohne Gewaltandrohung. Halt so, wie man trinken muss, wenn einem was angeboten wird… Stell dich nicht so an, TRINK! Ok, dann halt noch ne Dose. Mir kamen die Jungs hier bereits komisch, aber nicht gefährlich vor. Verrückte Jungs die halt gerne trinken, außer der Fahrer, der fuhr ja. Also hielt er an um sich einen durchzuziehen. Don’t drink and drive! Guter Junge. Von kiffen hat keiner was gesagt.
Weiter gings. Sie begannen Fragen zu stellen, woher ich komme. Als ich Deutschland sage, freuen sich die beiden. AUTOBAHN fällt ihnen als erstes an. Wie schnell ich schon auf ihr gefahren bin, fragen sie mich. NAZI fällt Ihnen als 2. ein. Ob ich einer wäre oder meine Großeltern welche waren. Hier merke ich, dass die Jungs begeistert von rassistischem Gedankengut sind und versuche das Thema zu wechseln. VAGINAS fällt ihnen somit als nächstes ein. Sie zählen unzählige verschiedene Umschreibungen auf und sind damit leicht zu begeistern. Sie lachen lauthals über jede lustige Variation. Allerspätestens jetzt war mir klar, dass lediglich Wind im Oberstübchen der beiden wehte.
Wir fahren weiter… An einer Abbiegung an der ich in die andere Richtung musste, bitte ich die beiden mich rauszulassen. Einer der beiden, bietet mir an zum nächsten Highway zu fahren, da es von da aus einfacher wäre weiter zu kommen. Ich schaue auf meine Navi-App und denke, dass er möglicherweise recht haben könne. Noch blieb ich ruhig und glaubte an das Gute im Menschen. Als wir den nächsten Highway verpassen, bitte ich erneut mich rauszulassen. Ohne Erfolg. Ich werde nicht beachtet. Ich versuche es ein paar Mal umd werde entweder belächelt oder ignoriert. Ok, jetzt wirds gruselig.
Wir fahren weiter und weiter. in die falsche Richtung. Über 2 Stunden. Anstrengungen aus der Kiste rauszukommen bleiben ohne Erfolg. Die Jungs trinken und erzählen sich schlechte Witze. Einer von ihnen telefoniert, leider kann ich nicht verstehen mit wem und worum es geht. Als ich nochmal versuche den beiden Hohlköpfen klar zu machen, dass ich hier raus muss, zeigt der Beifahrer mir seinen Schlagring und fragt, ob ich so etwas schon mal gesehen hätte. Ich antworte mit Ja. Es ist still im Auto und ich denke nach. Ich bin mir bereits sicher, was die beiden vor haben… Ohne Zweifel sind die Jungs ohne Job, brauchen Geld und haben wahrscheinlich nichts zu verlieren. Also was ist einfacher als einen Backpacker, aus dem reichen Deutschland, in ein entlegenes Waldstück zu fahren (und Neuseeland hat nicht gerade wenig davon), ihm die Zähne mit einem Schlagring rauszuprügeln und ihm sein gesamtes Hab und Gut zu nehmen. Ich bin zu diesem Zeitpunkt mehr konzentriert als verängstigt. Was kann ich tun? Nicht viel, fällt mir ein.
Dann taucht ein Pickup im Rückspiegel auf. Er fährt dicht auf, macht Lichthupe. Das ärgert den fahrenden Schimpansen so, sodass er schreien umd fluchen muss. Er bremst um ihn auf Abstand zu halten. Der Pickup bleibt hartnäckig und will überholen. Mein Fahrer verhindert dies, indem er ausschert. Schlussendlich überholt er doch und das bringt Adolf (nennen wir ihn mal so) fast zum platzen. Er drückt auf die Tube und versucht den Pickup zu überholen, was ihm nach 2-3 Versuchen auch gelingt. Ich bin also zu allem Überfluss auch noch Teil eines Straßenrennen geworden. Super Tag… Wir fahren also wieder vor dem Pickup und Adolf fährt Schlangenlinien und fängt an zu bremsen. Alles wohlgemerkt auf einem stark befahrenen Highway. Wir kommen langsam zum stehen, ebenfalls der Pickup. Adolf springt aus dem Auto, höchst wütend, und rennt in Richtung Pickup, um ihm die Prügel seines Lebens zu verpassen. Ich gucke durch die Heckscheibe, sehe den Pickup rechtzeitig abdrehen und davon fahren. Adolf maschiert mit schaumigem Mund zurück in Richtung Auto. Und ich reiße die Tür auf, schnappe meine beiden Rucksäcke und springe aus dem Auto. Der Beifahrer schrie mich mehrmals an, ich solle zurück ins Auto gehen. Ich lehne ab und bedanke mich fürs mitnehmen, bevor ich mich hinter der nächste Hecke versteckte, wo ich ca. 30 Minuten ausharrte, um dann wieder in die andere Richtung zu trampen (leider hatte ich keine andere Wahl).
Und der Typ der mich danach aufgabelte, war so entsetzt von meiner Story, dass er einen Umweg von über 30 km in Kauf nahm, um mich direkt vor der Tür meiner nächsten Farm rauszulassen. Es gibt solche und solche… Und kranke Bastarde gibt es überall, auch in Neuseeland! In diesem Beitrag leider nur ein Foto, dass ich dem Höllenmobil machte:
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